Der Fokus auf die gelungenen Dinge ermöglicht viele kleine Erfolgserlebnisse, selbst wenn noch nicht alles funktioniert wie gewünscht!
Früher
Kennt ihr das? Ihr habt einen Tag beim Pferd verbracht, kommt nach hause und euch holen die Bilder eurer gemeinsamen Zeit ein. Habt ihr euch gestritten? Hat etwas nicht geklappt wie es sollte und du hast frustriert mehr Druck aufgebaut und ihr habt euch so richtig hineingesteigert?
Mir ist das früher häufig passiert. Die meisten Abende nach meinem Stallbesuch sahen etwa so aus: Ich kam heim und berichtete meinem Mann von all den Dingen die nicht funktioniert hatten. Teilweise waren es Kleinigkeiten, doch die Berichte über Auseinandersetzungen mit Rubin waren auch nicht selten. Heute weiß ich, dass ich uns beide einfach ziemlich oft in Situationen brachte, denen einer von uns nicht gewachsen war. Angst ist immer ein schlechter Begleiter beim Lernen.
Wie man das halt so macht
Mein Leben war geprägt von der Einstellung, dass man durch unangenehme Sachen durch muss um zu wachsen. Und so vermied ich bewusst keine unangenehmen Situationen. Ich wollte mit meinem Pferd glücklich lange, sportliche Ausritte machen. Also gingen wir viel sportlich alleine ausreiten.
Der muss da durch, sonst lernt er das nie!
Ich nahm Dressurunterricht um ein besserer Reiter zu werden und mein Pferd gesunderhaltend gymnastizieren zu können. Das funktionierte auch gut: regelmäßig bewunderte ich die positive körperliche Entwicklung meines Pferdes.
Ich nahm Springunterricht, weil Springen ja total gut für den Körper des Pferdes ist. Und wir fuhren gemeinsam in den Urlaub - immerhin war es schon immer ein Traum von mir, mit meinem eigenen Pferd am Strand zu reiten.
Dass das häufig für keinen von uns beiden Spaß war, war nebensächlich. Man muss das ja üben damit es besser wird! Das Pferd muss das Lernen und als Reiter darf man keine Schwäche zeigen!
Das einschneidende Erlebnis
Mein Leben änderte sich von einem Tag auf den anderen, als ich Sylvia Czarnecki zu einer Unterrichtstunde bei uns in den Stall holen konnte. Unter anderem erzählte ich ihr davon, dass Rubin nun seit 6 Jahren das Kompliment könne, aber immer noch nicht ohne meine Unterstützung. Ich wisse aber nicht, wie ich das weiter verfeinern könnte.
Während wir uns unterhielten (mit Möhren in der Tasche) bot mein Pferd alle möglichen Tricks an und konnte gar nicht entspannt neben uns stehen. Das passierte mir sonst nicht - Rubin war ein sehr wohlerzogenes Pferd, das unangebunden auf der Stallgasse keinen Fuß bewegte.
Sylvia übernahm dann ein paar Klicks und brachte Rubin in wenigen Minuten bei, dass man auch in Anwesenheit von Futter ruhig stehen kann und nicht gestresst alles Erlernte durch die Gegend schleudern muss.
Nicht nur das - mein sonst sehr auf mich fixiertes Pferd beschloss, dass diese fremde Frau ganz schön viel verständlicher Dinge erklärte als die vertraute Besitzerin. Er adoptierte Sylvia sofort!
Eine Entscheidung mit Konsequenzen
Ich war so fasziniert von dem Erlebten, dass ich sofort beschloss mein Training umzustellen.
Und von einem Tag auf den anderen kam ich mit einer völlig anderen Laune aus dem Stall nach Hause. Mein Mann bemerkte, dass ich viel glücklicher sei.
Du bist viel zufriedener wenn du nach Hause kommst!
Zwei ganz grundlegende Dinge hatten sich für mich geändert:
Ich betrachtete nur noch die positiven Dinge. Jeder Fokus geht auf das, was funktioniert - weg von der Korrektur. So hat man viele kleine Erfolgserlebnisse, obwohl noch nicht alles rund läuft!
Ich hatte kein schlechtes Gewissen mehr. Dadurch, dass es keine negativen Konsequenzen mehr gab, ich nicht mehr "gewinnen" und "eskalieren" musste konnte ich auch nicht unfair werden. Klar, Stress im Training muss man dennoch sorgsam beobachten. Aber keiner ist mehr "der Schwächere".
Photo Credit: J. Büttner
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