Heute habe ich etwas getan, was ich schon eine Weile in meinem Kopf herumgetragen habe. Meine Tochter (4 Jahre) hat zwei besonders intensive Fantasiefreunde. Eine Fledermaus und einen Drachen. Häufig flattern sie um uns herum oder begleiten uns durch die Sternennacht. Aber während ihre Kuscheltiere auch irgendwie mit auf Fotos abgebildet werden können geht das mit diesen beiden nicht so gut.
Und nun habe ich das erste Mal eine Idee umgesetzt und beide zum Leben erweckt.
Während ich also zeichnete dachte ich über die Parallelen zum Pferdetraining nach. Kennt ihr eure Träume? Was möchtet ihr mit euren Pferden erreichen? Häufig verändern sich Träume im Laufe der Zeit. Meinen Traum vom Jagd- und Vielseitigkeitsreiten mit Daryan habe ich schon länger begraben. Unsere Träume werden stark beeinflusst von den Werten und moralischen Vorstellungen die wir haben. Vor allem aber sind sie aber in der Regel eines: (Noch) keine Realität.
Was ist dein Traum?
Als ich beschloss, dass für mich der höchste Wert im Zusammensein die Gleichbehandlung der Bedürfnisse aller Beteiligten ist, war dies das Aus für jegliche sportliche Ambition. Und so entwickelte ich einen neuen Traum. Heute wünsche ich mir, mit meinen Pferden die Natur durchstreifen zu können. Wir gehen zusammen spazieren und wenn jemand schneller laufen möchte, steige ich auf und wir bewegen uns schneller damit ich uns nicht ausbremse. Wir stehen entsprechend in konstanter Kommunikation miteinander um uns gegenseitig mitteilen zu können, worauf wir gerade Lust haben. So können wir uns alle gemeinsam gesund und fit halten - ganz ohne Kosten auf das Wohlbefinden eines Einzelnen. Und genau dieser letzte Satz ist der Wichtigste in meinem Traum.
Dressur
Natürlich ist die gemeinsame Erforschung der Umgebung nur einer von verschiedenen Aspekten. Ich habe mich schon immer für die Dressur interessiert und auch wenn ich schon viele Jahre den Spruch kenne
"Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur." (Bent Branderup)
habe ich dennoch häufig die äußere Erscheinung betrachtet. Ich habe Bilder und Videos von mir und anderen bis ins kleinste Detail analysiert und kritisiert und meist blieb kein gutes Gefühl zurück. Am Ende ging es immer nur um die vollendete, korrekte Ausführung - das Endbild einer Lektion.
Mein Traum für die Dressur ist das Tanzen mit meinem Pferd (egal ob dies nun vom Boden oder dem Sattel aus geschieht). In feinster Kommunikation bewegen wir uns in Harmonie und Balance und fühlen uns währenddessen und danach besser als zuvor.
Dies als Traum im Kopf zu haben bedeutet für mich zwei Dinge:
Wenn es sich nicht gut anfühlt ist es nicht richtig!
Man braucht Vorbilder, um den eigenen Blick zu schulen.
Seitdem habe ich einen Ordner auf meinem Laptop. Er heißt "Zielträume". Immer wenn ich ein Bild finde, das meinem Idealbild eines Pferdes entspricht. Ein Bild, das bei mir positive Gefühle auslöst und Bewunderung im Sinne von "das würde ich auch gern erleben" speichere ich es mir ab. Und so wird die Sammlung meiner "Positivbeispiele" immer größer. Dies hilft mir dabei meinen Blick zu schulen und damit auch mit meinen eigenen Pferden schneller zu erkennen wovon ich gern mehr sehen würde. Allein die Tatsache, dass ich eine visuelle Orientierung habe (egal wie weit entfernt ich selbst von der Umsetzung bin) bringt mich schon einen Schritt näher heran.
Mentale Vorstellung
Wenn ich weiß wie etwas aussehen soll - und sei es nur ein Idealbild - kann ich beginnen, es bereits in meinem Kopf Realität werden zu lassen. Meine Tochter schaut öfter im Raum hin und her und weiß immer genau, wo ihr kleiner Drache gerade ist oder ihre Fledermaus schläft. Mit Hilfe ihres Verhaltens kann sie mir das genau zeigen, sodass auch ich weiß wo. Wenn ich sie frage welche Farbe ihr Drache hat sagt sie prompt und selbstsicher "rot".
Um das mit meinem Pferd zu erreichen, muss ich mich in meinem Kopf in Situationen mit ihm begeben und diese wirklich und in Echtzeit durchspielen. Ich muss vor meinem inneren Auge sehen können, wie es "idealweise" aussehen wird. Und da ich Teil dieses Bildes bin, beginne ich in mich hinein zu spüren und Veränderungen zu machen, die dieses Bild unterstützen.
Träume werden Realität
Für mich vollkommen überraschend: Ich finde es erstaunlich schwierig Bilder zu finden, die mir rundum gefallen. Solche perfekten Momente sind nicht nur selten, sie müssen auch festgehalten worden sein. Umso erstaunter war ich als ich die ersten wunderschönen Momente auf meinen eigenen Videos entdecke. Denn egal wie flüchtig diese Momente sind - ich möchte sie mir aufhängen, sie bewundern, feiern, betrachten, damit ich sie immer häufiger verstärken und erleben kann. Denn so wie man ein Pferd immer nur mit sich selbst vergleichen soll sind doch die Bilder des eigenen Pferdes in der Traumerfüllung viel besser geeignet als jedes Bild anderer Paare, was wir im Kopf haben können.
Und dies bringt uns zurück zu meinem ersten Absatz. Meine Tochter träumt. Und auch, wenn ich ihr keinen Drachen mit nach Hause bringen kann und eine Fledermaus vielleicht nicht das geeignete Haustier ist, möchte ich ihre Träume für sie aufmalen. Sie soll sich wiederfinden und ganz in ihren Träumen aufgehen können. Und mit Hilfe der Zeichnung kann sie selbst ein Teil der Traumerfüllung sein. Wer weiß, was das für ihre Zukunft bedeutet.
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